Soziales Lernen



Was ist Soziales Lernen?
Lernen heißt, Fähigkeiten erwerben und Verhalten verändern. Bezogen auf das Soziale
Lernen bedeutet es, den Erwerb von Selbstkompetenz, Sozialkompetenz und
Sachkompetenz.
Selbstkompetenz: Ich - der Umgang des/der Einzelnen mit sich selbst
Sozialkompetenz: Wir - der Umgang miteinander in der Gruppe
Sachkompetenz: methodisches Know-how im Umgang miteinander
Das Ziel ist es, eine förderliche Lernkultur zu entwickeln, die bisherige Negativeffekte, wie
Schulversagen und sozial abweichendes Verhalten minimiert. Der Freizeitbereich einer
Ganztagsschule bietet die Chance, Kindern im Rahmen von Spielpädagogik, Freizeit- und
Medienerziehung und in festen Zeiten des sozialen Lernens, Anregungen für
entwicklungsfördernde Spiel- und Freizeitformen zu geben und zur Entwicklung sozialer
Beziehungen beizutragen.
Soziales Lernen findet grundsätzlich immer statt. Unser Anliegen ist es jedoch, Lernprozesse
bewusst zu gestalten und auszuwerten. Wenn Soziales Lernen von Erziehern in Kooperation mit
Lehrern angeboten wird, erleben die Schüler ein Modell für Kooperation und
Partizipation.
Die Aufgabe der Erzieher ist es, gemeinsam mit den in der Klasse unterrichtenden Lehrern die
Kinder zu beobachten, gruppendynamische Prozesse zu analysieren, Ergebnisse
auszutauschen und auf aktuelle Entwicklungen flexibel und zielgerichtet zu reagieren. Damit

können die pädagogischen Anliegen verstärkt und besser koordiniert werden.


Lernziele:
Selbstkompetenz:
• Wahrnehmung eigener Gefühle, Bedürfnisse und Wünsche
• Ausdrücken und Beschreiben von Gefühlen und Bedürfnissen
• Angemessenes Reagieren und Kontrolle
• Herausfinden, was sich hinter einem Gefühl verbirgt
• Einsatz von Sprache und Körpersprache
• Erkennen eigener Stärken, Erkennen von Grenzen
• Entwicklung von Lernbereitschaft (Lernziele, Handlungen, Überprüfung)
• Entwickeln einer förderlichen Arbeitshaltung (Konzentration, Ausdauer, Gestaltung,
Entspannung)
• Übernahme von Verantwortung für Entscheidungen und Handeln
Sozialkompetenz
• Kontakt zu anderen aufnehmen
• Erlernen und Trainieren von Kommunikationstechniken
• Hineinversetzen in die Lage von anderen und deren Gefühle verstehen (besonders
im Hinblick auf kulturelle Unterschiede)
• Erlernen des aktiven Zuhörens
• Nutzung von Ich-Aussagen statt Vorwürfe
• Verhaltensweisen und Rollen innerhalb der Gruppe kontrollieren und reflektieren
• Kooperation trainieren und erleben
• Verstehen, dass Konflikte ganz natürlich sind und produktiv genutzt werden können
• Fairness beim Streiten
• Strategien zur Konfliktbewältigung erlernen und üben
• Kompromisse eingehen und Probleme lösen
• Übernahme von Funktion in Gruppen, teilen von Verantwortung und gemeinsame
Planung
Sachkompetenz
• Verknüpfung von Selbst- und Sozialkompetenz mit der Sache, mit der fachlichen
Kompetenz
• Fachwissen zum sozialen Lernen, zum Beispiel:
o Selbstorganisation
o Schritte zur Entscheidungsfindung
o Erprobung des Entscheidungsprozesses
o Beeinflussung des Alltags durch Stress
o Entspannungstechniken
o Organisation und Veranstaltungen
o Zeitmanagement
o Arbeit in Gruppen (methodische Zugänge)
o Gruppenphänomene

o Selbstevaluation


Beispiele für die Klassenstufen 1 bis 6

1. und 2. Klassen

Lernziele:
Den Kindern soll ein problemloser Einstieg ins Schulleben ermöglicht werden, indem sie
bewusst Gemeinschaft, Sicherheit und Geborgenheit erleben können. Des Weiteren sollen
sie die Schule schnell erkunden, Freud und Neugierde am Lernen, Spielen und
Experimentieren entwickeln.
Es sollen Fähigkeiten zur Selbst-, Sozial- und Sachkompetenz weiter ausgebaut werden, so
dass jedes Kind einen sicheren Platz in der Gruppe findet.
Themen:
Ich und die neue Schule
• Sich gegenseitig vorstellen, einander kennenlernen
• Lehrer/innen, Erzieher/innen und das Schulhaus, den Schulhof und die nähere
Umgebung kennenlernen
• Umgangsformen im Alltag üben (Wie gehen wir miteinander um? Wie sprechen wir
miteinander?)
• Wir stellen uns vor
• Orientierungshilfen durch Markierungen
• Raumbezeichnungen
• Partnerschaften einrichten
• Selbständige Wege erledigen
• Rituale und feste Gewohnheiten
• Abschlussrunden (Spiele, Gespräche)
Ich finde meinen Platz
• Abbau von Angst und Hemmungen
• Entwicklung und Vertrauen
• Ich nehme Kontakt auf
• Ich finde Freunde
• Kennen- Lern-spiele (Löwenjagd), lnterviewspiele, Kreisspiele
• Wir basteln einen Geburtstagskalender für unseren Raum (Gruppenarbeit)
• Gespräche zum Thema "Meine Wünsche in der Klasse"
• Partnermassagen
• Rollenspiele
• Körperbilder
Mein Körper braucht Entspannung und Erholung zum guten Lernen
• Entspannungsübungen, Massagen, Traumgeschichten, Atemübungen, Rückenschule
Lernen-lernen
• Konzentrationsübungen
• Ordnung am Arbeitsplatz, Umgehen mit Büchern und Heften
• Packen der Schultasche
• Zeiteinteilung
• Lern- und Arbeitstechniken üben
• Arbeiten in de Bibliothek
• Lerngymnastik
• Partnerarbeit
• Gruppenarbeit
• Spiele
• Projektarbeit
So fühle ich mich
• Verhalten bei Ängsten
• Ich lasse mir helfen
• Das Wut-weg-Buch
• Gefühle erkennen und beschreiben (eignes Befinden darstellen, Zuneigung
ausdrücken, Kritik äußern, Mimik und Gestik deuten... )
• Wie geht es mir
• Knautschkissen
• Brülleimer

• Wahrnehmungsübungen


3. und 4. Klassen
Lernziele:
Die Schüler/innen sollen zu Verantwortungsbewusstsein sich selbst und den Mitschülern
gegenüber, zu kritischer Selbsteinschätzung, zur Persönlichkeits- und Sinntindung hingeführt
werden. Sie sollen lernen, Verständnis für die Gefühle anderer entwickeln, Konflikte zu
benennen und nach Lösungen zu suchen.
Themen:
Nach Bedarf werden die Themen der 1. Und 2. Klassen erweiternd behandelt.
• Gesprächsverhalten üben (sich zu Wort melden, zuhören und ausreden lassen, beim
Thema bleiben... )
• Diskutieren üben
• Aktives Zuhören lernen
• Streiten lernen
• Konzentration und Entspannung
• Gruppenentwicklung (Handlungsfähigkeit in der Gruppe)
• Meine Freunde, deine Freunde, unsere Freunde
• Spielen und verlieren können
• Sinnvolle Geschenke
• Stärkung des Selbstvertrauens
• Partnerübungen
• Vorbereitung von Feiern und Festen
• Gefühle ausdrücken (eignes Befinden darstellen, Freundschaft ausdrücken und
besprechen, Kritik äußern und begründen, Lösungswege erproben)
• "Körperbilder" auf großem Zeichenpapier
• (Besonderheiten mit Textmarker draufschreiben)
• Geschicklichkeitsspiele
• Pantomime
• Bewegungsspiele
• Rollenspiele
• Sprache des Gesichtes

• Einbeziehen von Kinderliteratur (Therapeutische Geschichten für Kinder)


5. und 6. Klasse
Die Schüler/innen sollen die in den vergangenen Schuljahren bearbeiteten Themen vertiefen
und ihre erworbenen Kompetenzen erweitern. Sie sollen lernen, Konflikte zu benennen und
zu lösen, das eigene Verhalten zu reflektieren, Kritikfähigkeit zu entwickeln, Verantwortung zu
übernehmen und anderen zu helfen. Sie sollen grundlegende Arbeitstechniken kennenlernen
und systematisch und planmäßig selbständig als auch in der Gruppe zu arbeiten.
Themen:
• Kommunikation und Rollen in der Klasse
• Lernen im Unterricht und zu Hause
• Unterschiede zu anderen
• Handeln in außerschulischen Gemeinschaften
• Gemeinschaft und Demokratie - die Klassengemeinschaft der/die Fremde -
Vorurteile, Außenseiter/innen
• Freizeitverhalten und Zeitmanagement
• Aggressionen und Ängste
• Soziogramm
• Ich-Heft
• Assoziationsspiele
• Streitprotokolle
• Streitstühle
• Sketche schreiben und spielen
• Gesprächsrunden zu Freundschaft/Liebe
• Vertrauensspiele
• Mannschaftsspiele

• Interaktionsspiele


Für die Bearbeitung der einzelnen Schwerpunkte haben wir vorwiegend gezielt Spiele
eingesetzt, weil das eine Tätigkeit der Kinder ist, zu der se nicht gezwungen werden, die um
ihrer selbst Willen durchgeführt wird, weil es Spaß macht, die aber hervorragend geeignet ist,
soziales Verhalten zu erleben, auszuprobieren und anzuwenden.
Bei den Ich-Spielen ist die wichtigste Fähigkeit, in sich hineinzuhören und das, was man
dabei bemerkt, zu äußern.
Du-Spiele haben Äußerungen zum Schwerpunkt, die sich darauf beziehen, wie man den
Mitschüler empfindet. Man versucht mehr über ihn/sie zu erfahren, beobachtet, fragt nach,
kommentiert und spiegelt das Verhalten des anderen. Dabei wird man auch noch mehr mit
sich selbst vertraut, gewinnt aber auch mehr Nähe zu den Mitschülern.
Wir- Spiele haben das Ziel sich in der Gruppe orientieren zu können, die eigene Position in
der Gruppe zu kennen, die Stärken und Schwächen der Mitschüler/innen zu erkennen.
Dabei machen die Schüler/innen die Erfahrung, dass sich die Gruppe auch ändert, dass sich

Positionen, Beziehungen und Stimmungen verändern und situationsabhängig sind.


Ziele von Spielen
• Experimentieren und Erfahren von Funktionen
• Einüben und Automatisieren
• Regen kennenlernen und praktizieren
• Macht erfahren und Macht ausüben
• Kognitives Lernen
• Aktivierung
• Kräfteüberschuss abbauen
Die Rolle der Erzieher/innen beim Spielen
• Die Erzieher/innen müssen sich darüber klar sein, dass sie mit Spielen den Kindern
keine Gnade erweisen.
• Sie müssen versuchen, den einzelnen Kindern zu helfen, dürfen sie jedoch in ihrer
Kreativität nicht einschränken.
• Kinder müssen im Spiel ihre eigenen Erfahrungen machen, lediglich kleine
Anregungen zum Finden der Lösungen sind erlaubt.
• Kinder sollen sich frei gruppieren dürfen.
• Die Erzieher müssen eine offene Atmosphäre schaffen und durch eigenes Verhalten

dazu beitragen, dass sich Kinder gegenseitig helfen.


Wahrnehmungs- und Sinnesspiele
Die Schüler/innen schulen dazu ihre Sinnestätigkeiten, die für Interaktionen wichtige
Voraussetzungen sind. Sie beziehen sich auf einzelne Mitschüler/innen oder auf die Gruppe.
Es geht darum, andere Menschen genau anzuschauen, Gruppenprozesse zu analysieren
und um Beobachtung von Situationen.
Die Schüler/innen lernen Gefühle zu beobachten und zu interpretieren, aber auch

Gefühlsstärken kennen. Zum größten Teil sind es Selbsterfahrungsspiele.


Konzentrations- und Entspannungsspiele
Diese Spiele können der Klasse helfen, sich aufeinander einzustimmen oder sie werden
eingesetzt, um die Kinder wieder zu entspannen. Dafür sind insbesondere solche Spiele
geeignet, die dazu führen, dass unruhige Gruppen darauf vorbereitet werden, sich auf die

Aufgabe zu konzentrieren.


Gestaltungsspiele
Mit Hilfe verschiedener Spielmaterialien wird die materielle und soziale Umwelt dargestellt.
Steine, Puppen, Zeitungen, Bausteine usw. geben den Kindern die Möglichkeit, sich zu

artikulieren und mit der Umwelt zu experimentieren.


Sprachspiele
Sie dienen zur Sprachaktivierung und sollen die Artikulation fördern. Insbesondere Frage-,
Antwort- und Erzählspiele fördern die Kommunikation.

Rollenspiele                                                                                                                                                 Das Rollenspiel ist eine Methode, Rollen zu erforschen und mit ihnen zu experimentieren, d.h. Rollen zu ändern. Je mehr Freiheit beim Rollenspiel besteht, umso mehr ist es eine kindgemäße Lernform. Dabei sind körperlicher Ausdruck, Geschicklichkeit, Sprachgewandtheit, Wahrnehmung und Bewegungsfähigkeit besonders gefördert. Zu den Rollenspielen gehören: Puppenspiel, Stegreifspiele, Maskenspiel, Planspiel, Schattenspiel, pantomimisches Spiel

.